Die Kanzel wird auch Predigtstuhl genannt, hier verkündet der Geistliche von einem erhöhten Ort das Wort Gottes. Die Kanzel der St. Stephani Kirche war bis zur großen Renovierung im Jahr 1898 an der Säule im Altarraum angebracht. Dieser wurde bis dahin durch eine Chorschranke vom Kirchenschiff getrennt. Nach der Renovierung unserer Kirche erhielt die Kanzel ihren heutigen Standort, sie steht auf einer schlichten Vierkantsäule. Ihr Corpus hat eine sechseckige Form. Ebenfalls schlicht gehalten ist die Kanzelbrüstung. Ob die Schlichtheit absichtlich gewählt wurde, um nicht von der Predigt der Geistlichen abzulenken, wird wohl nicht beantwortet werden können.

Welche Art von Predigten sich unsere Vorfahren wohl haben anhören müssen? Es waren damals sicher genauso unsichere Zeiten des Umbruches wie heute. Doch nicht nur das gesprochene Wort sollte der Gemeinde Mut und Vertrauen in Gott geben, sondern auch die goldenen farblichen Akzente, die die sonst dominierenden Grau- und Weißtöne unterbrechen. Denn Gold wird im Christentum nicht als Farbe gesehen, sondern steht für den Glanz, die Schönheit und die Herrlichkeit des Gottesraumes.

Die Brüstung des Handlaufes der Kanzeltreppe ist mit einem fortlaufenden, weiß gestrichenen Schnitzwerk versehen. Es zeigt spiralförmig angeordnete Blätterranken. Ein mächtiger, ebenfalls sechseckiger Schalldeckel verleiht der Kanzel ihre volle Pracht! Er ist reich mit Schnitzereien versehen, die dem Stil der Treppenbrüstung entsprechen. Die Bekrönung des Schalldeckels bildet ein Posaunenengel. Er trägt in seiner Hand ein Spruchband, auf dem die Einsetzungsworte zum Abendmahl stehen :

"Kommet, es ist alles bereit"

Auch die Unterseite des Schalldeckels sollte Beachtung finden. Unter ihm schwebt inmitten eines blauen Sechsecks und einem goldenen Strahlenkranz das Sinnbild des heiligen Geistes. Eine weiße Taube.

Die Taube steht im Christentum für Frieden und Treue, aber auch für Fruchtbarkeit. Die Farbe Weiß steht für das ungebrochene Licht, die Unschuld, Reinheit und Wahrheit. Neben der Kanzel ist ein großer goldener Armleuchter angebracht. Dieser Leuchter entstammt aus einer Stiftung der Kürschnergilde aus dem Jahr 1734.