Ev.-luth. Kirchengemeinde

St. Stephani

Goslar


Willlkommen in der Stephani-Kirche
Technische und historische Daten

Historischer Rückblick

Stephanikirsche 1576


Stephanikirche 1576

Stephanikirsche im 17. Jahrhundert


Stephanikirche im 17. Jahrhundert

Stephanikirsche im 17. Jahrhundert


Stephanikirche im 18. Jahrhundert

Historischer Rückblick zu den Glocken, der Turmuhr sowie dem Kronleuchter

(entnommen aus dem Buch: Die Stephanikirche zu Goslar von Kurt Hasselbring)

Nachdem in der Unglücksnacht vom 26./27. April 1728 alle Glocken vernichtet worden waren, beschloß das Kirchen-Collegium der Stephani-Kirche doch schon sehr bald, wenigstens eine neue Glocke gießen zu lassen. Damit wurde der Glockengießermeister Rideweg, Hannover, beauftragt. Der Guß muß wohl in den ersten Tagen des Monats Februar 1729 erfolgt sein; denn unter dem 13. 2. 1729 ist in den Ausgaben der Kirchenrechnung dieses Jahres mit 2 gr 41% pf das Porto für das Schreiben verbucht, mit dem mitgeteilt wurde, daß die Glocke fer tiggestellt sei. Über die Höhe der Kosten ist in der Kirchenrechnung nichts zu finden. Am Tag der feierlichen Grundsteinlegung der neuen Kirche ,Anno 1729 den 20. Julius Nachmittags 1 Uhr ist sie zum ersten Male geläutet worden. Auf dem Kirchhofe hatte ein Glockenstuhl errichtet werden müssen. Nach der Rechnung kostete „das Neue Glocken Haus und die Glocke darin zu hängen" 230 mfl. Der Glockenstuhl war so angelegt, daß auch drei Glocken darin Platz gefunden hätten. Das läßt vermuten, daß man sich ursprünglich nicht mit zwei Glocken - die zweite muß bald nach Lieferung der ersten in Auftrag gegeben worden sein - zufriedengeben wollte, sondern an ein volleres Geläut gedacht hatte. Ob dieses „Glockenhaus" dasselbe ist wie der Glockenstuhl, der nach Fertigstellung der Kirche in den Turm eingebaut worden ist, wissen wir nicht.

Diese erste Glocke ruft noch heute die Gemeinde zum Gottesdienst, alle Stürme und Nöte der letzten Jahrhunderte und Jahrzehnte hat sie unbeschadet überstanden. Sie hat einen Durchmesser von 153 cm, ist ohne Krone 110 cm hoch und hat ein Gewicht von 34 Ztr.

Auf ihrem Mantel trägt sie folgende Inschrift:

HERR PAUL PHILIP TRAUTMANN P. T. PASTOR

darunter das Wappen der Stadt Goslar

HERR PETRUS SIEMENS
HERR JOHANN PHILIPP VOLCKMAR P. T. CONS.
HERR GEORG FRIEDRICH HARTMANN P. T. SYND.

auf der Gegenseite das etwa 15 cm hohe Bild des Stephanus mit der Umschrift

S. STEPHANUS PROTOMARTYR auf dem Kranz
ICH BIN AM ERSTEREN AUS DEM GELÄUT GEGOSSEN
SO IN DER FEUERSBRUNST FÜR FLAM UND GLUT ZERFLOSSEN
ICH LADE WEN ICH KAN ZUM WORTE GOTTES EIN
AUCH MIT DEN TRAURIGEN DIE TODTEN ICH BEWEIN

am Glockenrand

M. THOMAS RIDEWEG GOSS MICH IN HANNOVER ANNO 1729

Zu welcher Zeit der Meister Rideweg mit dem Guß einer zweiten, aber kleineren Glocke beauftragt worden ist, konnte nicht ermittelt werden. Sie muß aber im Laufe des Jahres 1730 geliefert worden sein. Ihr Gewicht betrug 20 Ztr 80 Pfund. Jedoch hatte sie einen unreinen Klang. Das geht aus einem Schreiben des Glockengießers hervor, zu dem sich Rideweg auf Grund einer Beschwerde vom 13.11.1730 veranlaßt sah. Er rechtfertigt sich in seiner sehr ausführlichen Entgegnung, der auch spezifizierte Zusammenstellungen über die ihm gelieferten und die beim Guß verbrauchten Metalle beigefügt sind, durch den Hinweis darauf, daß man ihm bei dem Brande zusammengeflossenes Metall gesandt habe, das mit Blei, Eisen und Steinen vermischt gewesen sei. Damit mußte sich die Gemeinde zufriedengeben. Nur wenig über 20 Jahre hindurch hat die Glocke ihren Dienst getan, wie später berichtet werden soll.

Fünf Jahre später, im Jahre der endgültigen Fertigstellung der Kirche, hat der Glockengießer Johan Peter Grote aus Braunschweig zwei Schlagglocken mit einem Durchmesser von 67 cm und 49 cm geliefert. In einem Schreiben vom 21.02.1736 fragte er an, ob er "mit den Glocken überkommen" oder ob er sie zusammen mit der Turmuhr liefern solle. Bei dem Brande von 1728 war die Uhr auch zerstört worden. Wie die Antwort auf seine Anfrage lautete, ist nicht zu erfahren.

Vermutlich aber sind beide Glocken bis zum Tag der endgültigen Einweihung des Gotteshauses am 8.05.1736 geliefert worden. Die größere trug die Inschrift

PETER JOHAN GROTE GOSS UNS ANNO 1736

und außerdem das Kirchensiegel. Die Turmuhr ist dagegen erst später fertig geworden. Noch am 5.09.1736 teilte der Uhrmacher J. C. Michaelis, Braunschweig, mit, er hoffe, die Uhr bis Michaelis fertigstellen zu können.

Unklar bleibt auch, ob die Glocken und der Glockenstuhl bereits im Jahre 1736 an ihren Platz im Turm gebracht worden sind; denn erst in den Rechnungen von 1739 finden sich diesbezügliche Notierungen. Unter den Ausgaben wird nämlich aufgeführt: „Vor den Verbund Glocken Stuhl und die große Glocke in den Kirch Thurm zu bringen 126 th 24 ggr". 24 ggr wurden „für 2 1/2 Tage das Holz und die Pferde in den Thurm zu ziehen" gezahlt. Daraus kann geschlossen werden, daß man sich der Pferdekraft bedient hat, die Glocken an ihren Platz oben im Turm zu bringen.

Im Jahre 1753 wurde die kleine Läuteglocke von dem Goslarer Glockengießer Johann Georg Ziegener umgegossen. „Gegen der nächst dabey befindlichen großen Glocke muß sie 24 Zentner halten". Nach dem Kostenvoranschlag vom 18.08.1753 sollte der Umguß 114 th kosten, außerdem hatte die Gemeinde drei Fuder Kohlen zu liefern. Sie barst im Jahre 1824 und mußte von dem Gießer Kempe, Hildesheim, erneut umgegossen werden, hatte aber einen schlechten Klang und wurde daher im Jahre 1849 verkauft. Der Erlös reichte aber nicht zur Deckung der Kosten für eine neue Glocke aus. Schon in einer Gemeindeversammlung vom 17. 12. 1848 hatten sich etliche Gemeindemitglieder verpflichtet, zu einer bereits durch Spenden zusammengekommenen Summe von 245 th 12 gr wöchentlich je 15 gr 8 pf beizusteuern. Das erbrachte einen jährlichen Beitrag von 33 th 8 gr. Nachdem 1849 das Consistorium in Hannover dem Ankauf zugestimmt hatte, bekam die Firma Stützer, Benneckenstein, den Auftrag, eine 20 Zentner schwere Glocke (a 110 Pfund) zu liefern. Die Abnahme erfolgte am 10.08.1850.

Die am Rand des Glockenmantels angebrachte Inschrift lautet:

VOM ERLÖS DER VERKAUFTEN ALTEN GLOCKE UND VON DEN
FREIWILLIGEN GABEN DER GEMEINDELEUTE UND ANDERER
BEWOHNER DER STADT NEU ANGESCHAFFT ZEUGE DIESE
GLOCKE IN HARMONISCHEM GELÄUTE ZUR EHRE GOTTES DEN
KOMMENDEN GESCHLECHTERN VON DEM KIRCHLICHEN GEMEINSINN DER BÜRGER UNSERER STADT PS 100 V 4.

Auf der Gegenseite standen neben dem Wappen die Namen

CHR. FR. TH. SANDVOSS G. J. J. HESSE BÜRGERMEISTER F. H. NIED MANN PASTOR H. FRICKE H. MITTENDORF PROVISOREN ZU ST. STEPHAN GEGOSSEN IN GOSLAR VONG. H. STÜTZER BENNECKENSTEIN 1849

Auf Antrag des „Aedituus", Lehrer Butterbrodt, dem als Küster das Glockenläuten oblag, wurde 1883 vom Kirchenvorstand beschlossen, an der großen Schlagglocke ein Schlagwerk anbringen zu lassen, durch das sich das Anschlagen der Betglocke erübrigen würde. Die Turmuhrenfirma Weule, Bockenem, veranschlagte die Kosten auf 300 M. Butterbrodt erklärte sich bereit, diese Summe mit 4 % zu verzinsen und mit 4 1/2 % zu amortisieren. Außerdem mußte er die Kosten für das Aufziehen der Uhr durch einen Uhrmacher bezahlen und bei notwendig werdenden Reparaturen die Betglocke anschlagen. Das gleiche galt für den Fall, daß einmal Sturm geläutet werden müßte. Im Jahre 1887 wurde die alte Uhr von der Firma Weule durch eine neue ersetzt.

Im November des Jahres 1914 wurden neue Zifferblätter und Stunden- und Minutenzeiger angebracht, die aus Kupfer getriebenen Ziffern waren vergoldet. Die Kosten betrugen 1435 M. Ein Zifferblatt hatte der Inhaber der Glasschleiferei am Sudmerbcrge, Willi Weule, zum Andenken an seinen in Südamerika verstorbenen Sohn gestiftet. Ca. 700 Stufen mußten beim Aufziehen der Uhr jedesmal erklommen werden. 1916 wurde dafür ein Stundenlohn von 0,20 M gezahlt. Diese Arbeit entfiel, nachdem durch die Herforder Elektrizitätswerke ein elektrischer Antrieb der Uhr eingebaut worden war.

Während die erste im Jahre 1736 eingebaute Turmuhr 150 Jahre hindurch ihren Dienst versehen hat, mußte ihre Nachfolgerin bereits nach 84 Jahren erneuert werden. 1970 wurde der Beschluß gefaßt, den Betrag von 7000 DM für die Neuanschaffung und die Neu-Vergoldung der Ziffern der Zifferblätter in den im Jahre 1669 von dem Goslarer Bürger Hans Vogel gestiftete, 1,25 Ztr schwere Kronleuchter war in der Unglücksnacht von 1728 vernichtet worden - verfielen der Beschlagnahme. Bereits im Jahre 1940 waren zwei dreiarmige Messingleuchter, zwei bronzene Altarleuchter und Teile von Lampen aus Messing abgeliefert worden. Am schwersten aber traf die Kirche der Verlust der beiden Glocken.

Glücklicherweise ereilte diese aber nicht das gleiche Schicksal wie ihre im Jahre 1917 beschlagnahmten Schwestern. Sie landeten mit vielen anderen auf dem „Glockenfriedhof" in Wilhelmsburg bei Hamburg, wurden also nicht eingeschmolzen. Doch davon war in Goslar nichts bekannt. Nach Kriegsende setzten sofort Nachforschungen ein.

Auf eine Nachfrage bei der Verwaltung des Glockenfriedshofs kam von dieser die erfreuliche Nachricht, daß beide Glocken vorhanden und auch unversehrt seien. Der damalige Gemeinde-Pfarrer Pastor Heyken fuhr daraufhin nach Wilhelmsburg, um sich von der Richtigkeit der Nachricht zu überzeugen. Doch damit war noch nichts gewonnen. Sämtliche in Wilhelmsburg lagernden Glocken waren von der britischen Militärregierung beschlagnahmt. Noch zwei Jahre lang mußte sich die Stephani-Gemeinde gedulden. Dann erst wurde die Freigabe verfügt, der Rückführung stand nun nichts mehr im Wege. Auf dem Wasserwege gelangten sie, zusammen mit je einer Glocke der Frankenberger und der Jacobikirche sowie der St. Annen- und der Siechenhofkapelle, in den Kanalhafen Braunschweig- Veltenhof. Dank des Entgegenkommens der Leitung des Bleiwerkes Goslar konnten sie durch einen Lastzug von dort abgeholt und nach Goslar transportiert werden. Am 17. 6. 1947 konnten sie feierlich eingeholt werden.

Doch an einen Aufzug an ihren alten Platz und an die Glockenweihe war noch nicht zu denken, die Klöppel fehlten. Erst nachdem es gelungen war, diese zu beschaffen und der Lederhändler Glatow das für die Aufhängung der Klöppel notwendige Leder gestiftet hatte, konnten die Glocken am 1. 9. unter starker Beteiligung der Gemeinde aufgezogen und am 5. 10. 1957 geweiht werden.

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